5. November 2019

„Gemeinsam die digitale Realität gestalten“

Mitgliedsunternehmen des European 4.0 Transformation Center beschreiben ihre Erfahrungen am RWTH Aachen Campus

Im Zuge des halbjährlich stattfindenden Steering Meetings am 25. September 2019 äußerten sich vier der 18 Mitgliedsunternehmen über ihre Erfahrungen mit der Arbeit am European 4.0 Transformation Center.

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Gruppenbild im Atrium des Clusters Smart Logistik:  Die Steering Meeting-Teilnehmer des European 4.0 Transformation Center aus Mitgliedsunternehmen, gemeinsamen Forschungsprojekten mit e.GO, WZL und FIR, und dem E4TC.
E4TC: Herr Huelsmann, Herr Oerter, Herr Dörr, Herr Mansk, vielen Dank für Ihre Bereitschaft, die Erfahrungen von Atlas Copco, EPLAN, Hewlett-Packard Enterprise und Liebherr IT-Service mit unseren Lesern zu teilen. Was begeistert Sie aus heutiger Sicht am European 4.0 Transformation Center?

Thomas Huelsmann (Atlas Copco): Am E4TC in Aachen erhalten wir einen ganzheitlichen Blick auf Kundenbedürfnisse und Schlüsseltechnologien für die digitale Transformation. Gemeinsam mit Ihnen und den anderen Mitgliedsunternehmen arbeiten wir an neuen Techniken und Trends. Sowohl Interaktionshäufigkeit als auch die Qualität der Zusammenarbeit sind großartig, weil hier unter einem Dach eine Plattform für Kooperation und Networking mit Marktführern aus verschiedensten Märkten besteht. Über den Campus erhalten wir Zugriff auf den Pool talentierter Absolventen und Studierender an der RWTH Aachen. Die Tests innovativer Technologien und die Übertragung der Ergebnisse erfolgt dabei auf zwei verschiedenen Ebenen: Zum einen gibt es die  Demonstrationsfabrik Aachen, wo gemeinschaftliche explorative Projekte vorangetrieben werden, andererseits konnten wir Lösungen in die Produktion der Elektroautos bei e.GO einbringen.

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Thomas Huelsmann (li.), Geschäftsführer GI bei Atlas Copco, beim kreativen Austausch in der Demonstrationsfabrik Aachen.

Atlas Copco Tools Central Europe

Die Atlas Copco Tools Central Europe GmbH gehört zum Konzernbereich Industrietechnik der Atlas-Copco-Gruppe. Als Vorreiter auf dem Gebiet Smart Connected Assembly bietet sie den vielfältigsten Branchen intelligente Lösungen für die wirtschaftliche, prozesssichere und ergonomische Fertigung. Sie bringen nachhaltige Produktivität.

Tim Oerter (EPLAN): Ein von uns sehr geschätzter Aspekt ist die kommunikative und kooperative Mentalität hier auf dem Campus. Hier sind wir außerhalb unserer gewohnten Umgebung, und können uns mit Unternehmen aus verschiedensten Bereichen vernetzen, indem wir einfach deren Büroräume auf dem Campus aufsuchen und in den direkten technologieübergreifenden Austausch treten. Jede Tür steht uns hier offen. Zum anderen haben wir hier einige Anwendungsfälle aufgebaut, insbesondere mit PTC. Die Präsentationen dieser Anwendungsfälle können wir dann zusammen oder auch alleine als Unternehmen durchführen. Natürlich ist es besonders schön, wenn jemand anderes positiv über unsere gemeinsamen Innovationen spricht, als wenn wir selber darüber sprechen.

Florian Dörr (HPE): In Bezug auf Industrie 4.0 haben wir erkannt, dass wir unser Ökosystem gezielt um Partner aus verschiedenen Technologiedomänen, Industrien sowie aus der akademischen Forschung erweitern müssen. Auf dem RWTH Aachen Campus ist dies sehr einfach möglich, weil wir dieses reichhaltige Netzwerk vorfinden. Selbst ohne eigenes Büro auf dem Campus läuft die Vernetzung sehr gut: Man geht vorbei und geht unbürokratisch und agil gemeinsame Projekte an. Darüber hinaus können wir in unseren Projekten einfach und schnell auf Produktionsressourcen wie Maschinen und Anlagen zugreifen. Wir nutzen diese Möglichkeit intensiv, um unseren Kunden zu zeigen, welche Lösungen wir für Industrie 4.0 anbieten. Das E4TC weist einen kontinuierlichen Besucherstrom auf, wodurch wir fast täglich unsere Lösungen präsentieren können.

Wolfgang Mansk (Liebherr): Ich möchte das E4TC nicht auf eine reine Plattform reduzieren, denn für uns ist es viel mehr als das. Die hier vorherrschende Mentalität „Lasst uns gemeinsam die digitale Realität gestalten“ finden wir mitreißend. Hier in Aachen finden wir top ausgebildete und motivierte Wissenschaftler vor, mit denen die Zusammenarbeit sehr gut funktioniert. Das E4TC bietet uns, eingebettet in das Ökosystem des RWTH Aachen Campus, vielseitige für die Interaktion mit der Forschung, wie auch mit relevanten Industriepartnern. Ein weiterer großer Vorteil ist die praxisbezogene Umsetzung der Digitalisierung mit Demonstratoren und Design-Sprints.  Durch die Demonstrationsfabrik lassen sich diese Use Cases zum Thema Digitale Transformation aus meiner Sicht perfekt kommunizieren und vermitteln. Hinzu kommt die e.GO Mobile AG als ein reales Beispiel, wie Disruption aussehen kann.

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Wolfgang Mansk (re.), Area Manager PLM bei Liebherr IT-Services, und Achim Rausenberger, F&E-Leiter bei Lorch Schweißtechnik reflektierten ihre Probefahrten mit dem e.GO Life.

Liebherr IT-Services

Das Familienunternehmen LIEBHERR steht seit über 60 Jahren für eine große und sich stetig weiter entwickelnde Palette anspruchsvoller Produkte und Leistungen. Die Produktwelten Kühlen & Gefrieren, Baumaschinen, Mining, Mobil- & Raupenkrane, Umschlagtechnik, Maritime Krane, Aerospace & Verkehrstechnik, Verzahntechnik & Automation sowie Komponenten zeichnen sich durch ausgeprägten Praxisbezug, erwiesene technische Reife sowie einen durchgängig hoher Qualitätsanspruch aus und sichern damit den Kundennutzen in allen Produktbereichen.

E4TC:  Welchen Nutzen ziehen Ihre Unternehmen aus der Zusammenarbeit am E4TC?

Huelsmann: Aus den Kooperationen am E4TC ziehen wir viele neue Ideen und neue Technologie-Anwendungen, es ist eine wichtige Quelle für Innovationen auch für unsere zentralen Entwicklungsabteilungen. Darüber hinaus nutzen wir natürlich den RWTH Aachen Campus für Kundenevents und Workshops. Employer Branding und Zugang zum Talentpool für potentielle neue Mitarbeiter ist auch für uns ein Thema.

Oerter: Als klarer Marktführer in Europa geht es für EPLAN besonders darum, unsere Kundenbeziehungen zu pflegen und zu stärken. Der RWTH Aachen Campus mit seinen vielen Industriebesuchern stellt einen relevanten Feedbackmechanismus dar, der es uns erlaubt, Innnovationsprozesse agil zu gestalten. Am E4TC zeigen wir unseren Kunden innovative Anwendungsfälle und bekommen deren unvoreingenommene Meinung zurück. Dazu gesellt sich die Erschließung neuer Geschäftsfelder mit neuen Erfahrungen. Unser heutiges Kerngeschäft liegt im Engineering, was für unsere Kunden natürlich nur ein Arbeitsschritt von vielen ist. Vor Ort beim E4TC können wir mehr und detaillierter über die weiteren Bedarfe lernen und in Zukunft mit neuen Geschäftsmodellen und -ideen beantworten.

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Tim Oerter, Projektmanager bei EPLAN, präsentiert den digitalen Zwilling für Service-Anleitungen an der Schaltschrank-Elektrik in der Demonstrationsfabrik Aachen.

EPLAN

EPLAN entwickelt CAx-Lösungen und berät Unternehmen in der Optimierung ihrer Engineering-Prozesse durch standardisierte Verfahren, automatisierte Abläufe und durchgängige Workflows. EPLAN liefert maßgeschneiderte Konzepte zur Systemeinführung, -einrichtung sowie passgenauen Integration in die IT-/ PLM-Systemlandschaft – basierend auf Standard Engineering-Lösungen.

Dörr: Im E4TC geht es darum, Industrie 4.0 erlebbar für unsere Kunden und unsere Partner zu machen. Insbesondere in den Themenbereichen wie Internet der Dinge und Künstliche Intelligenz ist es wichtig, konkrete Anwendungsfälle umzusetzen, um uns von theoretischen Diskussionen und PowerPoint zu lösen. Projekte in diesem Umfeld sind immer ein Zusammenspiel von unterschiedlichen Partnern. Aus dem Grund ist es auch für uns wichtig, unser Lösungsbewusstsein dahingehend zu stärken und unser Lösungsportfolio mit anderen Technologien zu kombinieren und kontinuierlich weiterzuentwickeln. So haben wir unser Engagement in den letzten 12 Monaten signifikant gesteigert. Wir organisieren Events sowohl alleine, als auch mit anderen Mitgliedsunternehmen. Schon unser erstes gemeinsames Projekt, die Digitalisierung der Batteriezellenproduktionslinie im eLab, ermöglicht uns Anwendungsfälle rund um das Thema Predictive Quality zu zeigen. Die Kooperation mit dem Forschungsinstitut für Elektromobilität PEM und dem eLab erhöht unsere Nähe zu den operativen Prozessen in der verarbeitenden Industrie. Darüber hinaus wird Ernest Debets, VP IT & Digitalisierung der e.GO Mobile AG, bei unserer diesjährigen Hausmesse HPE Discover More in München eine in der Industrie 4.0-Serienfabrik installierte Lösung von PTC, Relimetrics und HPE vorstellen. Hierbei handelt es sich um eine digitale Lösung zur Qualitätskontrolle im End-of-Line Test der Fahrzeuge, in dem wir Video Analytics und Augmented Reality (AR) kombinieren und so die Effizienz erhöhen.

Mansk:  Für Liebherr sind interne Kommunikation, das Teilen von Wissen und die daraus resultierenden Synergiepotentiale zwischen Standorten und Geschäftsbereichen wesentlich wichtiger. Alle arbeiten bereits an verschiedenen Themen der Digitalisierung und im Echtzeit-Management von Prozessen. Dabei wollen wir nicht auf Wettbewerbs-Benchmarks warten, sondern immer früh starten und führen. Um den intern erforderlichen gemeinsamen Nenner zu beschreiben und zu vermitteln, hilft die hier am E4TC auf einzigartige Weise gebotene physische und digitale Darstellung. Wegen unserer Hands-on-Unternehmenskultur ist ein Aachen-Besuch für alle Hierarchieebenen, vom Top Management bis zur Expertenebene, von Interesse. Die praktisch erfahrbare Digitalisierung ermöglicht eine deutlich klarere Formulierung von Ideen und Anforderungen. Wir hatten bereits sieben große Delegationen in Aachen, mit durchwegs positivem Feedback. Diese Besuche sind Wegbereiter für unsere Digitalisierungs-Roadmaps und Vertiefungen in verschiedenste Bereiche, beispielsweise Workshops über die Zukunft von PLM und ERP unter dem Aspekt einer Internet of Production-Architektur in Industrieunternehmen. Mein persönlicher Favorit ist der E4TC-Sprint zum Thema Asset Tracking, eine schöne Erfolgsstory für uns.

E4TC: Wenn Sie zurück und nach vorne schauen, was ist Ihr Fazit in Bezug auf die Mitgliedschaft am European 4.0 Transformation Center?

Huelsmann: Atlas Copco sieht den Markttrend hin zu auf Industrie 4.0 basierenden Geschäftsmodellen und die sich daraus ergebenden Veränderungen. Daher suchen wir nach Kooperationen im Bereich neuer Technologien und neuer Geschäftsmodelle, wie beispielsweise  Subskriptionsmodelle. Wir hoffen auf die Immatrikulation weiterer Partner am E4TC, um mit Ihnen Erfahrungen auszutauschen und unsere Interaktion mit neuen Industriezweigen zu intensivieren. Wir möchten unseren technologischen Fußabdruck hier am E4TC erweitern und weitere Produktbereiche in die Kooperation mit einbringen.

Oerter: Mit unserem Mechatronik-Projekt gehen wir gerade den ganzen Weg vom Show Case über Use Case bis hin zu einem vermarktbaren Service. Diese Idee wurde vor anderthalb Jahren hier am E4TC geboren. Wir können uns vorstellen, einen solchen Service schon im naher Zukunft unseren Kunden anzubieten. Es ist nun an der Zeit weitere Use Cases zu starten und unseren Fokus noch stärker nach außen zu richten. Wir werden die EPLAN-Präsenz am RWTH Aachen Campus stärker nutzen und einen noch breiteren Kundenkreis ansprechen. In meiner Planung ist das E4TC dafür ein zentraler Ort. 

Dörr: Für HPE war es ein sehr erfolgreiches Jahr hier auf dem RWTH Aachen Campus. Es braucht Zeit, bis man hier vollständig angekommen ist und die eigene Organisation in der Breite an Bord geholt hat. Die Mitgliedschaft ist eine strategische Partnerschaft, bei der wir zwar naheliegende Projekte schnell umsetzen möchten, aber nicht einen Return on Investment binnen eines halben Jahres erwarten. Die hier am Campus vorhandenen Synergien werden auch in Zukunft Nutzen stiften, insbesondere im internationalen Kontext, weil Deutschland für Industrie 4.0 einen exzellenten Ruf genießt. Für die nächsten Monate laden wir zum Beispiel Teilnehmer aus Deutschland, Frankreich, Italien, UK, US und Japan zu Veranstaltungen hier nach Aachen ein. Grundsätzlich planen wir, unser Campus-Asset intern genauso zu behandeln wie unsere eigenen weltweit verteilten Innovationszentren.

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Florian Dörr, IoT & Data Analytics Lead Solution Architect bei HPE, stellt die Video Analytics Lösung für die End of Line-Qualitätsprüfung im e.GO-Serienwerk vor.

Hewlett Packard Enterprise (HPE)

Hewlett Packard Enterprise (HPE) ist ein globaler Technologieführer, der intelligente Lösungen entwickelt, mit denen Kunden Daten erfassen, analysieren und ihre Handlungen steuern können – nahtlos integriert vom äußersten Rand des Netzwerks über das Rechenzentrum bis zur Cloud. HPE hilft Kunden, schneller Geschäftsergebnisse zu erzielen – mit neuen Geschäftsmodellen, der Entwicklung neuer Kunden- und Mitarbeiter-Erlebnisse und der Steigerung der operativen Effizienz, heute und in Zukunft.

Mansk: Wir haben mehrere Ideen für die Zukunft. Der Liebherr-Bereich Turmdrehkrane ist Gründungsmitglied am Center Construction Robotics hier auf dem RWTH Aachen Campus. Wir planen interdisziplinäre Projekte zusammen mit den dort ansässigen Partnern zu Themen von „from machine to machine interaction” bis hin zu “machine to building information modeling interaction”. Die Digitalisierung unserer Produktionsstandorte und Fabriken wollen wir vorantreiben, auch im Hinblick auf intelligent vernetzte Systeme und Prozesse. Zum Beispiel verfolgen wir eine Idee für eine einfache interne Wissensplattform in Form eines Chat Bots, die auf KI basiert. Ein Thema, dessen Umsetzung am E4TC wir uns gut vorstellen können.

E4TC: Vielen Dank für Ihre interessanten Einblicke und das inspirierende Gespräch.